Delmenhorster Kurier


Chor-Begegnung Delmenhorst/Eberswalde


Volkslieder und Frühlingsklänge in der Turbinenhalle

Günter Matysiak 19.05.2019

Seit 1990 sind der Gesangsverein Teutonia Delmenhorst und der Forstchor Silvanus Eberswalde freundschaftlich verbunden. Jetzt gestalten die beiden Ensembles ein Frühlingskonzert in der Turbinenhalle.

Die beiden Chöre Teutonia Delmenhorst und Silvanus Eberswalde haben ein gemeinsames Konzert in der Turbinenhalle gestaltet.

Die beiden Chöre Teutonia Delmenhorst und Silvanus Eberswalde haben ein gemeinsames Konzert in der Turbinenhalle gestaltet. (INGO MöLLERS)

Nachdem am vorherigen Wochenende Schüler aus Delmenhorst und Lublin die Städte-Partnerschaft mit musikalischem Leben gefüllt hatten, war an diesem Wochenende der Forstchor „Silvanus“ aus dem nordöstlich von Berlin gelegenem Eberswalde zu Gast beim Gesangverein Teutonia. Seit 1990 bestehen die Beziehungen zwischen den beiden Chören – im Abstand von drei Jahren trifft man sich zu gemeinsamen Konzerten. So auch am Sonnabend in der vollbesetzten Turbinenhalle auf der Nordwolle.

Der Forstchor Silvanus unter der Leitung seines Dirigenten Hans Lukoschek bestritt dann den ersten Teil des Programms. Der Forstchor hat sich der durchaus notwendigen Pflege des Volkliedes verschrieben und begann sein Programm zünftig mit zwei Jagdliedern. „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ und „Es wollte ein Jägerlein jagen“ zeigten den kleinbesetzten Chor als A-cappella-Ensemble, das mit leichtem, unangestrengtem Klang und deutlicher Artikulation überzeugt. Zwei alte schwedische Volksweisen in kunstvollen Sätzen, etwa das „Wer kann segeln ohne Wind“, präsentierten schöne chorische Ausdruckskunst. Von Franz Schöggls geistreichen Stilspielereien in seinen Variationen über Franz Schuberts Lied „Die Forelle“ hätte man außer „Thema“ und „Forella italiana“, der „Tiritomba“-Variation doch gerne alles gehört. Schöne Chortransparenz im lichten kontrapunktischen Satz gab es mit dem mittelalterlichen Liebeslied „Kume, kum geselle min“ oder in Hugo Distlers Motette „Lobe den Herrn“. Nach einem „Abend wird es wieder“ und ausschwingendem Chorklang schloss Silvanus sein Programm mit dem beschwingt gesungenem Wunsch „Kling, Lied, lange nach“. In großer Besetzung mit beiden Chören und einem locker gesungenem „Horch, was kommt von draußen rein“ ging es in die Pause.

Nach gemeinsamem „Im schönstem Wiesengrunde“ ging es mit „Teutonia“ unter der Leitung von Stefanie Golisch in den „Frühling“ mit romantischen Choraufschwüngen. Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ hätte mehr „con brio“ angestanden. Diese Vortragsvorschrift kam sicher auch in Richard Genees temperamentvoll gesungenem „Insalata Italiana“ vor, dieser verspielten Versammlung so ziemlich aller Vortragsvorschriften in einer chorischen Opernszene mit Rezitativ (Tenor-Solo: Markus Liebegott) und „Arioso“ (Stefanie Golisch) und begeistert beklatschter Chorvirtuosität. Ungenannt blieb der Komponist des von Erika Böse so hübsch getexteten „Delmenhorst-Lied“ (Manfred Weichert) und viele andere Titel, Komponisten., Bearbeiter. Da wäre ein Programmheft schön gewesen. Für die Einleitung des mit markanten Männerstimmen aufwartenden Shanties „Rolling Home“ schnallte sich die Dirigentin ihr Akkordeon um und sorgte schon mal für die maritime Stimmung. Für strahlend gute Sing- und Zuhörlaune sorgten dann auch die drei Lieder aus dem Repertoire der „Comedian Harmonists“. Von der „Veronika“ und dem Lenz bis zum „kleinen, grünen Kaktus“ hatte das eine mitreißend-peppige Ausstrahlung. Mit solcher Musik geht wirklich „alles besser“, auch wenn man sich vom fachlich-musikalischen Standpunkt „mehr Mittelstimmenpräsenz“ hätte wünschen können.

Dann gab es noch einmal den „großen Klang“ mit beiden Chören und einem „Fröhlich klingen unsere Lieder“ als Fazit des Konzerts. Zum Abschlusskanon „Es tönen die Lieder“ bat Stefanie Golisch Helmfried Röder ans Dirigentenpult, der den Chor bis 2013 leitete. Die Bravos am Schluss wollten kein Ende nehmen.